Konzept und Entwicklung

Konzept und Entwicklung

Situation Kunst versteht sich als ein Ort, der eine konzentrierte Erfahrung von Werken der Gegenwartskunst ermöglichen und zugleich den wissenschaftlichen Austausch über Kunst anregen und fördern will.

Aus der langjährigen Freundschaft mit Max Imdahl und dem damit verbundenen Engagement für die Kunstsammlungen der Ruhr-Universität entwickelte Alexander von Berswordt-Wallrabe in den 1980er Jahren die Idee, Raumkunstwerke, sog. Environments, von Maria Nordman, David Rabinowitch und Richard Serra den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität – und damit der Öffentlichkeit – als Schenkung verfügbar zu machen. Ergänzend zu den Environments wurde einer Auswahl von Werken der europäischen Künstler Gotthard Graubner, Norbert Kricke, Arnulf Rainer und Jan J. Schoonhoven (genau wie denjenigen ihrer amerikanischen Kollegen) je ein Raum als dauerhafte Installation gewidmet.

Größe, Anordnung und Ausstattung der einzelnen Räume ergaben sich aus den jeweils dafür vorgesehenen Werken. Die pavillonartigen Gebäude fügen sich in eine Anlage, in der sich Kunstwerke, Architektur und Bepflanzung eng aufeinander beziehen.

Im Jahr 2006 wurde die Erweiterung der Sammlung eröffnet, in der sich das Konzept einzelner, überwiegend den Werken je eines Künstlers vorbehaltener Räume fortsetzt: hier finden sich ein Raum mit Werken von Lee Ufan, Licht-Raum-Installationen von Gianni Colombo und François Morellet, Korridore mit Neon-Objekten von Dan Flavin und ortsbezogene Außenraumskulpturen von Lee Ufan und Richard Serra. Diese Ensembles werden ergänzt um einen „Schwellenraum“ mit Werken von Ad Reinhardt, Robert Ryman, Jan J. Schoonhoven und Grace Tong sowie je einen Raum mit alter Kunst aus Afrika und Asien.

2010 entstand mit dem in die Ruine von Haus Weitmar integrierten KUBUS eine Verknüpfung von alter und neuer Architektur. Dieses Gebäude beherbergt nicht nur das Büro von Situation Kunst, Lager- und Werkstatträume sowie Appartements für internationale Gastwissenschaftler:innen, sondern auch ein Café und einen Saal, der sowohl für Veranstaltungen als auch für Ausstellungsprojekte genutzt wird. Mit diesem Gebäude rundete sich das Ensemble von Situation Kunst zu einem überaus funktionalen Arbeitsinstrument, das sich der universitären ebenso wie der allgemeinen Öffentlichkeit in den Dienst stellt.

Als letzter "Baustein" für die Vervollständigung des Ensembles von Situation Kunst eröffnete im November 2015 das Museum unter Tage. Dieses ist landschaftsschonend unterirdisch gebaut und zeigt zeitgleich immer zwei Ausstellungen. Die Dauerausstellung „Weltsichten“ thematisiert in einem breiten Spektrum an Gemälden, Fotografien und Videokunst, wie Landschaft durch die Jahrhunderte hinweg wahrgenommen und dargestellt wurde und veranlasst die Besucher:innen ihren eigenen Standpunkt in der Welt zu hinterfragen.

In einem weiteren Drittel der Ausstellungsfläche des Museum unter Tage finden Wechselausstellungen statt, in denen zeitaktuelle Fragestellungen und gesellschaftliche Entwicklungen in thematischen Einzel- und Gruppenausstellungen aufgegriffen werden. Zu den Ausstellungen wird ein umfassendes Begleitprogramm, bestehend aus Vorträgen, Diskussionsrunden und öffentlichen Führungen angeboten.

Das Angebot von Situation Kunst richtet sich zum einen an die interessierte Öffentlichkeit, die kostenlosen Zugang zur ständigen Sammlung hat. Zum anderen erhalten Studierende der Ruhr-Universität hier die Chance, sich im Rahmen ihres Studiums vertiefend mit Originalkunstwerken auseinanderzusetzen.

Situation Kunst wird gemeinsam von der Ruhr-Universität Bochum und der Stiftung Situation Kunst betrieben. Die Verknüpfung von wissenschaftlicher Ausbildung mit praxis- und publikumsbezogenem Handeln bestimmt das Veranstaltungsspektrum ebenso wie den Alltag in Situation Kunst. So werden beispielsweise die Betreuung und Kunstvermittlung während der Öffnungszeiten ausschließlich von fortgeschrittenen Studierenden des Kunstgeschichtlichen Instituts geleistet.
Seminarräume, eine
 Fachbibliothek zu den Sammlungsschwerpunkten und ein Videoarchiv mit Filmen zur Kunst insbesondere des 20. und 21. Jahrhunderts bieten die Möglichkeit zu konzentrierter Lehr- und Forschungsarbeit. Letzteres gilt insbesondere auch für den wissenschaftlichen Nachlass von Max Imdahl, den Situation Kunst in einem Archiv bewahrt und der Fachwelt verfügbar macht.

Die Veranstaltungen sind häufig interdisziplinär angelegt und werden in Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen, wissenschaftlichen Einrichtungen oder Museen realisiert.