Warum sind Ausstellungen zur nationalsozialistischen Kunst wichtig?

Sonntag, 4. Dezember 2016 um 11 Uhr

im Kubus von Situation Kunst

Ein Vortrag von PD Dr. Christian Fuhrmeister

Projektreferent am Zentralinstitut für Kunstgeschichte und Privatdozent an der Ludwig-Maximilians-Universität in München

Warum sind Ausstellungen zur nationalsozialistischen Kunst wichtig?

Der Vortrag will mehrere Antworten auf diese Frage zur Diskussion stellen. Denn Ausstellungen zur nationalsozialistischen Kunst sind aus vielen Gründen wichtig. An erster Stelle sei die Autopsie der Originale genannt; sie ist schon deshalb bedeutsam, weil viele Werke jahrzehntelang völlig unzugänglich waren und die Forschung daher auf Reproduktionen angewiesen war, die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammten. Dieser Umstand wurde indes nicht ausreichend reflektiert, weswegen die kunsthistorische Literatur die schematischen, bipolaren und dichotomischen Sichtweisen des nationalsozialistischen 'Betriebssystems Kunst' oftmals schlicht fortschrieb. Doch die Inkonsistenz, Heterogenität und Widersprüchlichkeit der Werke der 1930er und 1940er Jahre ist angesichts der Originale viel besser -- und teils auch erstmals überhaupt -- nachvollziehbar. Insofern zeigt jede Ausstellung zur NS-Kunst nicht nur historische Artefakte, sondern wirft grundsätzliche Fragen zum disziplinären Selbstverständnis der Kunstgeschichte und zur kunsthistorischen Modell- und Kanonbildung auf. Mit jeder Ausstellung zur NS-Kunst steht daher explizit und implizit die gesamte Geschichte der Kunst im 20. Jahrhundert zur Debatte, zugespitzt auf die Frage, ob der Nationalsozialismus und seine Erscheinungsformen als Teil der Moderne gedacht werden müssen.

Um vorherige Anmeldung wird gebeten: info(at)situation-kunst[dot]de

0234 2988901

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